„Unterriexingen war das Schlimmste!” Interview mit Izhak Akerman über seine Odyssee als KZ-Häftling professionell vertont
Der 1927 geborene Holocaust-Überlebende Izhak Akerman war als Jugendlicher in verschiedenen Ghettos und Konzentrationslagern interniert: Seine Odyssee führte ihn nach Gdingen, Radom, Auschwitz, Vaihingen/Enz, Unterriexingen und Dachau, dann durch Lazarette und Sanatorien. Nachdem er in Stuttgart nicht Fuß fassen konnte, misslang sein erster Versuch, nach Israel zu kommen: Englische Marinesoldaten kaperten sein „Exodus“ genanntes Schiff kurz vor dem Ziel und internierten ihn erneut in einem Lager in Deutschland. Wie er all das durchgestanden hat? „Reiner Zufall!“
Während eines Kuraufenthalts Akermans in Bad Krozingen besuchten ihn Brigitta Isermeyer, Felix Köhler und Annkathrin Staiber aus Vaihingen/Enz für ein Interview [PDF] über seine Lager-Biographie, das der AGD in Band 11/2020 seiner Schriftenreihe Durch die Stadtbrille veröffentlicht hat.
Im Auftrag von AGD und Bürgerforum Unterriexingen haben die Schauspieler Renate Obermaier und Heinrich Spagl 2024 drei Passagen des Akerman-Interviews [PDF] eingesprochen, um sie Besuchern des KZ-Friedhofs vor Ort zugänglich zu machen.
Izhak Akerman 1947 im englischen Lager Pöppelsdorf und 2009 während eines Kuraufenthalts in Bad Krozingen. Er lebt seit 1962 in Haifa und hat nach wie vor Kontakt zu Mitgliedern des AGD Markgröningen und der Vaihinger Gesellschaft für Stadtgeschichte, Museumsarbeit und Kultur. Quelle: Brigitta Isermeyer
1. Passage aus Akerman-Interview: _ _Einleitung[MP3]
2. Passage aus Akerman-Interview: _ _Vaihingen an der Enz[MP3]
3. Passage aus Akerman-Interview: _ –Unterriexingen und Dachau[MP3]
KZ und KZ-Friedhof Unterriexingen Dokumentarfilm von Hans und Markus Bader auf Youtube
Zum Tag des Offenen Denkmals 2020 haben Hans und Markus Bader und weitere Mitglieder des Bürgerforums Unterriexingen die Fakten über das von November 1944 bis März 1945 bestehende KZ in Unterriexingen zusammengetragen, Zeitzeugen befragt und Luftaufnahmen gemacht, um einen auf Youtube abrufbaren Film zu produzieren.
Von November 1944 bis 9. März 1945 bestand an der Oberriexinger Straße auf Unterriexinger Markung eine Zweigstelle des KZ Wiesengrund bei Vaihingen an der Enz, einem Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Die von Vaihingen hierher verlegten KZ-Häftlinge – überwiegend Juden aus Radom – und etwa 80 italienische Kriegsgefangene wurden zum Stollenbau am gegenüberliegenden Enzhang, im Steinbruch und zur Wiederherstellung von Bahngleisen und des Sachsenheimer Flugplatzes nach Fliegerangriffen eingesetzt. Durch unzureichende Ernährung, katastrophale Hygieneverhältnisse, lange Fußmärsche, Schwerstarbeit und teils durch Sanktionen der Wachmannschaften starben mindestens 363 Insassen. Sie wurden erst in Vaihingen und später in einem Massengrab oberhalb des Lager-Standorts nackt vergraben. Hier wurden nach dem Krieg 250 Leichen exhumiert und im KZ-Friedhof am Waldrand bestattet. Bild: Peter Fendrich, Quellen: Google Maps und Luftbilddatenbank Dr. Carls, Esetenfeld
Literatur: Beck, Michaela u.a.: Unterriexingen im letzten Kriegsjahr. Durch die Stadtbrille 6/2000, S. 309-320 [PDF]