Graf Eberhard III. von Württemberg mit Räten Schlussstein mit Wappen des Baumeisters Aberlin Jörg Herzog Eberhard I. 1495 mit der Reichssturmfahne Neues Herzogswappen mit Reichssturmfahne, 1544 am Pfarrhaus angebracht Herzog Ulrich um 1540 Ambrosius Volland: erst Kanzler Herzog Ulrichs und nach 1521 kaiserlicher Rat Wappen des Kaufmanns und Vogts Philipp Volland in der Spitalkirche (vor 1520) Wappen des Spitalmeisters Johannes Betz in der Spitalkirche (vor 1520) Erzherzog Ferdinand I. von Habsburg herrschte ab 1521 über Württemberg, von 1531 bis 1534 als König König Ferdinands Wappen von 1533 im Fenster des Gerichtssaals im Rathaus. Erstaunlich, dass es nicht entfernt wurde Stadtgeschichte von 1336 bis 1550
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Stadtgeschichte von 1336 bis 1550 Als Reichslehen wieder in Württemberger Hand Zwar begehrte Grüningen im Bündnis mit Reichsstädten wie Esslingen und während der Städtekriege und des Schleglerkriegs im 14. Jahrhundert nochmals gegen die württembergische Herrschaft auf. Die Grafen von Württemberg konnten sich jedoch in den lange schwelenden Auseinandersetzungen durchsetzen. 1395 besiegte Graf Eberhard III. von Württemberg die Schlegler bei Heimsheim. Die Grüninger Bürger, die nach der Pestwelle auch diese Konflikte überlebt hatten, mussten 1396 dem Grafen Eberhard III. von Württemberg jeder persönlich Urfehde schwören. Einbezogen wurden auch die württembergischen Einwohner Talhausens und Unterriexingens, als wären sie schon eingemeindet gewesen. Die erhaltene „Urfehde-Liste“ ist die älteste Bürgerliste der Stadt und bildet im Verbund mit den Lagerbüchern von 1424, 1523 und 1565 sowie den Steuerlisten von 1448, 1471 und 1545 einen wertvollen Fundus für Historiker und Genealogen. Unterstützt von Graf Eberhard III. bekam das Grüninger Heilig-Geist-Spital zwischen 1404 und 1411 die Kirchen in Bietigheim, Bissingen und Mühlhausen an der Enz in die Hand. Für 1430 ist belegt, dass die Spitalbrüder auch Zugriff auf die Jakobskirche samt Widumhof (Pfarrgut) im später abgegangenen „Remminkhaim” hatten. Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert Zum Bartholomäusmarkt, dem größten von vier Jahrmärkten in Grüningen, sollen zu dieser Zeit ebenso viele Besucher gekommen sein wie auf die Frankfurter Messe. Eine willkommene Einnahmenquelle bot außerdem die von Graf Eberhard im Bart 1480 verfügte Umleitung der wichtigen Handelsroute (B10) von Ulm über Esslingen nach Speyer durch die Stadt, die somit den durchziehenden Kaufleuten Wegezoll und Stapelgebühren auferlegen konnte. Die von Graf Eberhard wegen vermeintlichen Zinswuchers betriebene Judenvertreibung könnte dem überregional aktiven Vollandschen Handelshaus zusätzliche Einnahmen im Kreditgeschäft gesichert und ihren Einfluss als „Fugger“ Württembergs gestärkt haben. 1495 beurkundete König Maximilian I., „daß Wir Unseren und des Reichs Sturmvanen empfohlen haben dem hochgeporenen Eberharten, Hertzogen zu Wirtemberg und zu Teck, […] und allen seinen Lehenserben zu rechtem Lehen verliehen und leihen ihm auch mit diesem Unserem Briefe Gruningen Statt und Burg mit Leuten und Guten […], wann weil das zu Unserem des Reichs Sturmvanen Lehen ist und auch darzu gehöret; […], als auch seine Voreltern von Unsern Vorfaren am Reiche solchen Empfehle und Lehen gehabt […] haben.“ Frühkapitalistische Auswüchse und Armer Konrad Als Herzog Ulrich jedoch die Vermögenssteuern erhöhen wollte, schaffte es die sogenannte Ehrbarkeit, dass er diese in eine Verbrauchssteuer umwandelte, die in erster Linie das gemeine Volk treffen sollte. Darüber hinaus konnte Philipp Volland der Versuchung nicht widerstehen, die Auswirkungen der wegen mehrerer Missernten und unsolider Haushaltspolitik galoppierenden Inflation noch durch Getreidespekulation zu verschärfen. Seine Machtfülle vor Ort nutzte er zudem, um die zur Allmende zählenden Fischgründe für sich selbst zu beanspruchen. Wie Ablasshandel mutet es deshalb an, dass sich Philipp andererseits als Wohltäter insbesondere des örtlichen Heilig-Geist-Spitals hervorgetan hatte. Dennoch sah er sich plötzlich ungeheurem geistlichem Furor und einem Aufruhr ausgesetzt. Nachdem der Tübinger Theologe Reinhard Gaißer auf die erste Pfarrstelle der hiesigen Bartholomäuskirche gewechselt war, entpuppte er sich als gefährlicher Gegenspieler des mächtigen Vollandschen Handelshauses und deren Vertreter in der Politik, zu denen mittlerweile auch Ambrosius als einflussreicher Rat und späterer Kanzler des Herzogs zählte. Dieser „erste Sozialrevolutionär auf einer württembergischen Kanzel“ (Hermann Römer) war einer der Rädelsführer und der intellektuelle Kopf des Armen Konrads. Gaißer hatte sich dem Bundschuh verschworen, konspirierte mit den Anführern anderer „Widerstandsnester“ und plante die Übernahme Grüningens. Als er die Zeit gekommen sah, rief er den Gemeinen Mann in Grüningen und andernorts offen zum Aufstand gegen die frühkapitalistisch agierende Ehrbarkeit und den Vogt Philipp Volland auf. Und tatsächlich fehlte nicht viel, dass die „Aufrührer“ Volland „überzuckt“ (niedergemacht) hätten, nachdem sie die Stadt- und Torwachen bereits unter Kontrolle hatten. Doch der Vogt war schlau genug, sein Haus nicht zu verlassen und auf Zeit zu spielen. Ebenso wie Herzog Ulrich, der den im Remstal von Gaißers Verwandtschaft mit angeführten Aufstand durch geschicktes Taktieren und die Zusage einer Schlichtung in Form eines außerordentlichen Landtags zu neutralisieren verstand. Vertreter des Gemeinen Mannes wurden auf diesem allerdings ausgeschlossen, so dass der vielgerühmte Tübinger Vertrag am Ende doch wieder vor allem der Ehrbarkeit nutzte. Etlichen Gegenspielern wurde der Prozess gemacht. Obwohl der erboste Grüninger Vogt über Gaißers Umtriebe und konspirative Treffen ausführliche Anzeigen erstattet hatte, kam der von Volland stets „Gaißlin“ genannte Pfarrer mit einer Vorladung in die fürstliche Kanzlei davon, weil er nur dem Bischof von Speyer verantwortlich war und insofern in Württemberg Immunität genoss. Nach der Zerschlagung des Aufstands musste sein Neffe und im Widerstand sehr aktiver Helfer Wilhelm Gaißer offenbar ins Ausland fliehen. Gaißer blieb hingegen Stadtpfarrer in Grüningen und sprach dem Spitalmeister Johannes Betz 1517 den Ablasshandel erfolgreich ab. Auch den zwischen Betz und Gaißer entstandenen Streit um die geistliche Rangfolge in der Stadt hatte der Speyrer Bischof Georg von der Pfalz zugunsten des Stadtpfarrers und Dekans des Grüninger Landkapitels entschieden. 1531 wurde der „Reformtheologe” vom Magistrat der Reichsstadt Esslingen als Gutachter zur Reformation angehört. Nach 1533 verliert sich die Spur des vorerst letzten „papistischen” Pfarrers in Grüningen. Sein Neffe Wilhelm Gaißer gründete nach der Reformation in Grüningen eine Familie und gehörte 1555 und 1556 als Landschaftsabgeordneter der Stadt dem württembergischen Hofgericht an. Habsburger Interimsregierung und Bauernkrieg Nach seinem misslungenen Versuch, das Herzogtum im Zuge des Bauernkriegs zurückzuerobern, gelang dem inzwischen konvertierten Herzog Ulrich 1534 die Rückkehr mit Hilfe protestantischer Fürsten wie dem Landgrafen Philipp von Hessen. Damit konnte auch Philipp Volland nach Grüningen zurückkehren und nochmals das Amt des Vogts übernehmen. Bis zu seinem Tode 1537 war er zudem Geistlicher Verwalter und steuerte die Säkularisation vor Ort. Nachfolger als Vogt wurde sein Sohn Michael, der in der Türkensteuerliste von 1545 als reichster Bürger Grüningens hervortrat. Die Bürgerschaft verfügte immer noch über das höchste Durchschnittsvermögen in ganz Württemberg, obwohl der mehrfache Herrschaftswechsel und insbesondere die Willkür der auf dem Asperg und in Grüningen stationierten Besatzungstruppen des Schwäbischen Bunds und dann der Habsburger sie auch wirtschaftlich stark beeinträchtigt hatten. Schmalkaldischer Krieg und schleichender Bedeutungsverlust Diese erste Krise spiegelt auch der Rückgang der Grüninger Studentenzahl wider, die sich in den 1540er Jahren zwar nochmals erhöhte, ab 1551 jedoch kontinuierlich zurückging. Auch weil zahlreiche frühere Uni-Absolventen andernorts Karriere machten und damit die Grüninger Elite schwächten. So verschwanden schließlich auch die Vollands aus der Stadt. Der letzte aus Grüningen stammende Volland immatrikulierte sich 1564 an der Universität Freiburg. Damit zeichnete sich zur Mitte des 16. Jahrhunderts bereits ein schleichender Bedeutungsverlust ab. |
Wappen und Helmzier Graf Ulrichs III. von Württemberg, der 1336 die Reichssturmfahne mit der Grafschaft Grüningen bekam Die Schleglerkönige ergeben sich 1395 Graf Eberhard III. bei Heimsheim (Bild von 1895) Symbol der Blütezeit: das 1441 erbaute Markt- und Rathaus – einst mit offener Markthalle Das 1973 abgerissene Haus Kirchgasse 12 hatte wie das Rathaus eine offene Markthalle und ist rund 100 Jahre älter (1332 dendro) Seitenkapellen und Chor der Bartholomäuskirche aus dem 15. Jahrhundert Das große Pfründhaus wurde unter dem baulustigen Spitalmeister Betz errichtet Pfarrer Gaißer legitimierte 1514 den Widerstand 1519 besetzte der Schwäbische Bund Grüningen (links) und erzwang die Übergabe des Aspergs Gemeiner Mann und verarmter Adel zogen 1525 auch im besetzten Württemberg in den Kampf Der ehemalige Herrenhof, der bereits Gaißer als Amtssitz gedient haben könnte, wurde 1544 teils neu erstellt und zählt zu den ältesten evang. Pfarrhäusern in Württemberg Literatur Stadtgeschichte von 1336 bis 1550 Geschichte von 1336 bis 1550 |