Ehemalige Kameralamtei, heute Apotheke Ludwig Heyd, seit 1824 Stadtpfarrer, erforschte die Geschichte der Stadt und der Grafen von Grüningen Im „Schlössle” bzw. „Dichterhäusle” (heute Bahnhofstr. 8) sollen sich im Vormärz Intellektuelle um Magenau getroffen haben Ältestes Foto vom Rathaus Erster Jahrgang des königl. Lehrerinnen-Seminars 1872 Die Damenriege des Turnvereins um 1900 Wasserhäusle, 1900 erbaut Schultheiß Karl August Schmalzried mit Gattin um 1900 Erste 12 Telefonteilnehmer in Markgröningen aus einem Notizbuch von August Kögel Nach einem Brand im Jahr 1911 errichtete Papiermüller Friederich ein neues Fabrikgebäude mit einer Francis-Turbine Geschichte von 1806 bis 1918. Stadtgeschichte von Markgröningen Geschichte von 1806 bis 1918 |
Stadtgeschichte von 1806 bis 1918 Stagnation der ehemaligen Amtsstadt im Königreich Württemberg 1813 hatte Band 13 der Neuesten Völker- und Länderkunde für „Marggröningen” samt Weilern und Gehöften nur 2.054 Einwohner aufgeführt. Davon lebten fünf im „Aichholzerhof”, sieben im „Rayserhaus”, sieben in und bei der Bruckmühle, fünf im Moserhaus, sieben in der „Obermühle”, fünf in der Papiermühle, 79 im Schönbühlhof, fünf in der Spitalmühle, 52 im „Thalhäuserhof” und sieben in der Unteren Mühle. Erwähnenswert befand man ansonsten nur den „großen Schäfermarkt” und „die aufgehobene Wallfahrt zum Palmesel“. Im Zuge der Verfassungs- und Verwaltungsreform wurde 1819 das 1807 in Gröningen eingerichtete und 1813 um die Kellerei auf dem Hohenasperg erweiterte Kameralamt im Anwesen der heutigen Bartholomäus-Apotheke dichtgemacht. Hochdorf, Oberriexingen, Unterriexingen und Pulverdingen wurden dem Kameralamt Vaihingen, Hemmingen dem Kameralamt Leonberg zugeteilt. Das nun auch offiziell mit dem Präfix „Mark” versehene Markgröningen kam mit Bissingen, Tamm, Asperg und Schwieberdingen zum Kameralamt Ludwigsburg. Gekrönt wurde der gravierende Bedeutungsverlust der Stadt durch die 1826 von Johann Memminger vorgenommene Revidierung der Stadt- und Landesgeschichte: Er stellte die namensgebende Existenz der mit Reichssturmfahne, Burg und Stadt verknüpften Grafschaft Grüningen in Abrede, indem er den Namen der Württemberger Grafenlinie „von Grüningen“ von einer Burg in Grüningen bei Kloster Heiligkreuztal herleitete und damit die Namensgleichheit der Grafen und ihrer Hauptresidenz als Zufall wertete. Dass der Stadtpfarrer und Historiker Ludwig Heyd 1829 diese „Riedlinger These” anhand der Überlieferung und der Quellenlage widerlegte, verschaffte ihm in der Stadt zwar große Anerkennung, war jedoch politisch nicht opportun und verbaute ihm die angestrebte Rückkehr in den Wissenschaftsbetrieb, der die These Memmingers bis heute ungeprüft tradiert. Geradezu verzweifelt anmutende Versuche, ihrem Dornröschenschlaf zu entkommen, kosteten die Stadt im 19. Jahrhundert beträchtliche Teile ihrer mittelalterlichen Stadtbefestigung und ihrer außergewöhnlichen historischen Bausubstanz, die bedingt durch die Stagnation noch ihr spätmittelalterliches Erscheinungsbild bewahrt hatten. Blicke auf die 1797 gemalte Stadtsilhouette und die Tor-Skizzen von Carl Urban Keller lassen erahnen, dass die Stadt sich damit selbst um ein großes touristisches Potenzial gebracht hat. Stadtsilhouette von 1797: mit Spitalkirche, allen Toren und geschlossenem Mauerring (zum Vollbild) Während des großen Vieh- und Krämermarkts zu Lichtmess brannten am 2. Februar 1844 zudem zwei Wohnhäuser und sieben Scheunen zwischen der Ostergasse, dem Turmgässle und der Stadtmauer ab. Stadt- und Zwingermauer wurden hier dann abgerissen, um Neubauten Platz zu machen. Nach diesem Großbrand erwog die Stadt die Einrichtung einer Feuerwehr. 1861 konstituierte sich schließlich eine Freiwillige Feuerwehr mit anfangs 19 Mitgliedern. Im Verkehrsschatten 1853 erhielt die Stadt wenigstens eine Posthalterei und war diesbezüglich nicht mehr von ihrem ehemaligen Amtsflecken Schwieberdingen abhängig, der an der Fernstraße eine von Thurn und Taxis betriebene Poststation der Reichspost hatte. Zwei Postkutschenlinien verbanden die Posthalterei, die anfangs und wieder ab 1871 im Gasthof Rose (ab 1892 „Gasthof zur Post”) untergebracht war, mit dem Bahnhof Asperg und mit Leonberg. 1854 wurde außerdem im ehemaligen Oberamteigebäude eine mit dem Asperger Bahnhof verbundene Telegraphenstation eingerichtet.1899 erhielt die Ziegelei Layher den ersten privaten Telegraphenanschluss. Ohne Bahnanschluss konnte man nur wenig Industrie und Gewerbe anlocken, sah auch Bietigheim an sich vorbeiziehen und verharrte bis zum Ersten Weltkrieg in Stagnation. Mehrere Initiativen zur Einrichtung eines Eisenbahnanschlusses verpufften. Während des Krieges wurde Markgröningen 1916 doch noch ans Bahnnetz angeschlossen. Allerdings nur über einen mitzufinanzierenden Nebenbahnanschluss von Ludwigsburg über Möglingen nach Markgröningen, dessen vorgesehene Durchbindung nach Enzweihingen trotz teilweise erfolgten Grunderwerbs nie realisiert werden sollte. Lehrerinnen-Seminar, Landarmenanstalt und erste „Industrien” 1902 erhielt die Posthalterei den ersten Telefonanschluss in der Stadt und richtete in der Speisekammer des Gasthofs zur Post eine Fernsprechzelle ein. Bis 1910 wurden in Markgröningen zwölf weitere Telefonanschlüsse installiert. Den ersten bekam die Handelsgärtnerei Mauk, den zweiten die Ziegelei Layher. Stadt und Spital erhielten die Nr. 9 (siehe Bild links, zum Vergrößern anklicken). Etwas später, als Nr. 14 wurde der Domänenpächter Marstaller auf dem Aichholzhof angeschlossen. In der 1908 verfassten Petition zur Einrichtung des Bahnanschlusses verzeichnete die Stadt rund 140 landwirtschaftliche Betriebe, darunter die Domäne Aichholzhof mit rund 100 Hektar, die in einer 2094 Hektar großen Markung hervorzuhebende „118 ha Wein- und 72 ha Obstgelände” bewirtschaften. „An Industrien sind vorzuweisen: 1 Seidenfabrik mit 120 Mitarbeitern, 1 Dampfziegelei mit 30 Mitarbeitern, 1 Pappenfabrik, 4 Getreidemühlen, 1 Dampf-Dresch- und Sägemühle, 1 größere Handelsgärtnerei. Selbständige Handwerker sind rund 160 vorhanden, welche teils 2-4 Gesellen beschäftigen.” Ab 1909 sammelte der Turnverein Geld und wiederverwertbares Material für eine eigene Turnhalle, die er 1912 auf dem Benzberg errichtete und durch einen Verbindungsbau mit dem Schießhaus verband. Während des Esten Weltkriegs Am Wochenende nach der Aufnahme des regulären Bahnbetriebs am 4. Dezember 1916 wurde der Postkutschenverkehr zum Asperger Bahnhof eingestellt und kurz darauf die Posthalterei auf eine Poststelle reduziert. Am 11. April 1917 brannten in der Finsteren Gasse die Gebäude rechts vom „Bären” und zwei Scheunen dahinter ab. Das Gasthaus wurde daraufhin vergrößert und das Klostergässle um eine Hausbreite nach Westen verlegt. Am 20. Juni 1917 wurden vier Glocken der Stadt zu Kriegszwecken eingezogen: „vom oberen Thurm, die Rathausglocke, die Spitalglocke und eine von unseren Kirchenglocken”. Nach der hierzulande unblutig verlaufenen Novemberrevolution wurde aus dem Königreich Württemberg ein demokratischer „Volksstaat”, dessen 1919 verabschiedete Verfassung diejenige des Königreichs von 1819 ersetzte. Diese Seite ist noch im Entstehungsprozess. Wir freuen uns, wenn Sie dazu etwas beitragen möchten. |
„Markt-Gröningen” 1819 von Südwesten Im ehemaligen Residenzschloss wurde 1812 ein Arbeitshaus für den Strafvollzug und 1873 ein Lehrerinnen-Seminar mit Waisenhaus eingerichtet 1897 wurde auf der Hurst die Landarmenanstalt für den Neckarkreis eingerichtet Feuerwehrübung 1898 am Gasthof zur Post (früher Rose), in der die Posthalterei untergebracht war Die neue Seidenstoffweberei Kollmer und Müller um 1900, später Menzi, heute Mahle Das Elektrizitätswerk Glemsmühle installierte 1906 die ersten Stromanschlüsse Festwagen der Bauern vor dem Gasthof zum Badgarten (Schäferlauf vor dem 1. Weltkrieg) 1912 erstellte Turnhalle des TVM am Benzberg Am 10.12.1916 fuhr die letzte Postkutsche nach Asperg, mit Fahnen und Reisig geschmückt 1916 bekam die Stadt einen Stichbahnanschluss Blick in Finstere Gasse mit Strommasten und den 1917 abgebrannten Gebäuden rechts vom Bären Bei der Musterung für tauglich befundene Rekruten bekamen eine Schärpe umgehängt (Jahrgang 1897) Geschichte von 1806 bis 1918 |