
Schlossareal 1682 mit Nordtor. Ausschnitt aus der Stadtsilhouette der Kieserschen Forstkarte 159 (retuschiert)
Bild: Andreas Kieser
Weitere Bilder verlorener Bausubstanz finden sich bei Historische Ansichten.
Vom 20.10. bis 3.11.2019 präsentierte der AGD im Oberen Tor die Ausstellung
„Unsere Altstadt: Verluste, Erfolge, Chancen”.
Alle Ausstellungstafeln zum Download als PDF (12 MB)
|
|

Rückblick zum 50-jährigen AGD-Jubiläum
Der im 16. Jahrhundert veranlasste Umbau der ehemaligen Reichsburg in ein zur Stadt offenes Schloss veränderte den Herrschaftsbezirk im Nordwesten grundlegend: Der Burgfried und die stadtseitige Befestigung wurden abgerissen. Auf dem stadtseitigen Burggraben entstand Verkehrsraum, der zum neuen Torturm führte. Dazu kam ein weiterer Fruchtkasten mit Kelter und Keller, heute Untere Kelter genannt, die wie das Obere Tor wohl mit Steinen von der Burg erstellt wurde. Größere Verluste an Bürgerhäusern musste die Stadt erst im Dreißigjährigen Krieg hinnehmen. Einige leere Hausplätze mit Grundmauer-Sockel zeigen heute noch, dass nicht alle zerstörten Häuser wieder aufgebaut wurden.
Geradezu verzweifelt anmutende Versuche, ihrem Dornröschenschlaf zu entkommen, kosteten die Stadt im 19. Jahrhundert beträchtliche Teile ihrer mittelalterlichen Stadtbefestigung und ihrer außergewöhnlichen Gebäude, die bedingt durch die Stagnation ihr spätmittelalterliches Erscheinungsbild noch weitgehend bewahrt hatten. Der Blick auf das Panorama der Stadt um 1800 und die Tor-Skizzen von Carl Urban Keller lassen erahnen, dass die Stadt sich damit selbst um ein großes touristisches Potenzial gebracht hat.
In den 1960er und frühen 1970er Jahren nahm die Stadt erneut wenig Rücksicht auf ihren historischen Markenkern. Im Zuge einer heute undenkbaren Modernisierungswelle fielen zahlreiche wertvolle Bauwerke in der Altstadt dem Bagger zum Opfer, um Platz für „Betonkästen“ oder Parkplätze zu machen. Darunter die Wirtschaftsgebäude des Spitals und das Ensemble um ein ehemaliges Steinhaus in der Vollandgasse. Ein Umdenken fand erst im Hinblick auf das 1979 mit einem großen Fest begangene 1200-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung (779) statt. 1984 verabschiedete der Gemeinderat eine Satzung zum Schutz der Altstadt, hält sich aber nicht immer daran. So wurden seit den achtziger Jahren zwar viele Häuser vorbildlich renoviert und gegebenenfalls von Stadt und AGD mit dem Denkmalpreis ausgezeichnet. Der Substanzverlust schreitet jedoch weiter voran …
|
|
Asperger oder Ostertor um 1800 mit Steinbrücke, Vortor und Zollhäusle

Esslinger oder Schwieberdinger Tor um 1800 mit Halbrondell an der Zwingermauer

Unteres oder Vaihinger Tor um 1800, vermutlich nach 1648 vor der Ruine des alten Tors erstellt
Bilder: Carl Urban Keller, Quelle: Staatsgalerie Stgt.
|
Wirtschaftsgebäude des Heilig-Geist-Spitals mit kunstvoll abgeschrägter Ecke – um 1967 vor dem Abbruch (von Nordwesten)
Bild: Eduard Haidle
|
|
Das „Kriegsministerium” in der Vollandgasse enthielt Relikte eines mittelalterlichen Steinhauses (Adelspalais)
Bild: Hilde Fendrich
|
|
1973 abgerissenes Handelshaus in der Kirchgasse mit Markthalle wie beim Rathaus. Der vorgesehene Wiederaufbau des Kleinods aus dem 15. Jh. steht aus
Bild: Helmut Hermann
|
|
Ostergasse 16, einst weit auskragendes Haus des Baumeisters Aberlin Jörg, in den 1950er Jahren abgerissen
Quelle: Hilde Fendrich
|
|
Weder der exponierte Standort am Kirchplatz, noch die außergewöhnliche Fassade mit Erker retteten dieses prachtvolle Haus vor dem Abriss
Bild: Eduard Haidle
|
Nord- und Ostflügel des Heilig-Geist-Spitals 1967 von Südosten
Bild: Wolfgang Trautwein
|
|
Westflügel des Heilig-Geist-Spitals vor dem Abbruch um 1967 von Norden
Quelle: Hilde Fendrich
|
|
Das große Haus Wixler in der Badgasse vor dem Abbruch in den 1970er Jahren
Bild: Eduard Haidle
|
|
Das Rudolfsche Haus, Marktbrunnengässle 4, und die beiden abgerissenen Scheuern 1980 von Westen
Bild: Erich Wild
|
|
Wettegasse 3 mit Bäckerei um 1910
Quelle: David Zechmeister
|
|
1927 brannten das stattliche Gebäude Wettegasse 2 und die benachbarten Scheuern ab
Quelle: Erwin Gayer (Nachlass Reischach)
|
|
Finstere Gasse um 1905: Nr. 3 und 5 sind 1917 abgebrannt. Der Bären war einst kein Doppelhaus.
Quelle: Landesbildstelle Württemberg
|
|
Finstere Gasse 13 mit Relikten vom Beginenkloster und Klostergarten 2007 von Süden
Bild: David Zechmeister
|
|
Haus Reutter, Ostergasse 12, um 1970 vor dem Abriss von Nordwesten
Bild; Heinrich Schneider, Quelle: D. Zechmeister
|
|
Präzeptorhof 2 nördlich der Ostergasse. Der Präzeptor war der Leiter der Lateinschule
Quelle: Hilde Fendrich
|
|
Ehemaliges Back- und Waschhaus 1964 im Präzeptorhof nördlich der Ostergasse
Bild: Monika Zorn
|
|
Rechts: Das Bauernhaus und die Scheuer am Ostertor mussten einem Neubau weichen
Bild: Eduard Haidle, um 1960
|
Obere Mühle um 1910. Die einst beim Steinbruch gelegene Mühle wurde samt Nebengebäuden und Mühlkanal eingeebnet.
Bild: Albert Jores
|
|
Dichterhäusle um 1910: Im 18. Jh. erbautes Gartenhaus auf dem Bauplatz Bahnhofstr. 8
Quelle: Architektonische Rundschau, Skizzenblätter 27/1911, S. 78
|
|
Pöllnitzsches Schlössle in Unterriexingen 1964 von Süden (Ausschnitt)
Quelle: David Zechmeister
|
|
Das Schulhäusle beherbergte die erste improvisierte Schule des Hardt-Schönbühlhofs im 19. Jahrhundert . Inzwischen ist es abgerissen.
Bild: David Zechmeister
|
|
|
|
Verlorene Bauten: Substanzverlust in der Markgröninger Altstadt von 1800 bis 2019
Graphik: Peter Fendrich, Quellen: Staatsarchiv Ludwigsburg, Staatl. Liegenschaftsamt Bietigheim
Verlorene Bausubstanz
Verluste – Verlorene Bauten – Verlorene Bausubstanz
|