Fundstätten Schädel des im Rotenacker gefundenen Mastodonsaurus giganteus, der im Stuttgarter Naturkundemuseum ausgestellt ist
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Fundstätten Auf nahezu jedem Acker oder Bauplatz finden sich bei uns Überbleibsel menschlicher Besiedlung oder Bestattungen. Dennoch liegt vor allem die Vor- und Frühgeschichte der großen Markgröninger Markung noch weitgehend im Dunkeln. In einem weiter gefassten Kontext haben sich zuletzt Hermann Römer 1933, Oskar Paret 1934 und Willi Müller in den 1960er Jahren damit befasst. Die seither zahlreichen Bodenfunde harren einer wissenschaftlichen Aufarbeitung und ortspezifischen Auswertung. Insbesondere zur relativ dichten Besiedlung in keltischer und römischer Zeit bis hin zur alamannischen Landnahme. Außerdem sind im Mittelalter und im Dreißigjährigen Krieg einige Kleinsiedlungen um die Stadt wüst gefallen. Die angenommenen Standorte dieser Wüstungen sind hier auf der Urflurkarte von 1831/32 eingetragen. Bis auf Vöhingen wurde bislang aber keine erkundet. Einzelaspekte haben Lothar Buck mit dem Saurierfund im Rotenacker in der Stadtbrille 4/1989 (PDF) und Gerhard Liebler mit der römischen Villa rustica in der Stadtbrille 2/1986 (PDF) aufgegriffen. Hilde Fendrich hat in der Stadtbrille 3/1987 (PDF) eine Nachlese zur AGD-Ausstellung „Flurgeschichte – Urgeschichte” veröffentlicht. Im Bereich der Altstadt wurde allzu lange recht sorglos mit Bodenfunden umgegangen, was der ehrenamtliche Denkmalbeauftragte Werner Schmidt mehrfach beklagte. Bei Tiefbauarbeiten entdeckte Gebäudereste und begehbare Kanäle sind deshalb oft nur vom Hörensagen bekannt. Archäologische Stichproben wurden hingegen bei der Renovierung der Bartholomäuskirche, beim Bau des evangelischen Gemeindehauses am ehemaligen Herrenhof, beim Neubau des Rossmann-Komplexes am Spital, in der Baugrube für den Neubau von Helenenstraße 34 und auf dem Kirchplatz genommen. An der Vaihinger Steige 4 erfolgte nach dem Fund von Skelettresten eine archäologische Grabung, bei der Fundamentrelikte freigelegt wurden. Der AGD ließ im September 2018 Freiflächen in der Altstadt auf Spuren früherer Bebauung untersuchen. Im Fokus der geophysikalischen Prospektion durch das Freiburger Unternehmen GGH standen der Pfarrgarten, in dem Fundamente eines früheren Herrenhofes vermutet werden, der Kirchhof um die Spitalkirche und das Schlossareal, wo man Relikte der ehemaligen Reichsburg zu entdecken hoffte. Außerdem wurden der Bereich des Esslinger Tors und das Nachbargrundstück der Grabungsfläche an der Vaihinger Steige untersucht. Der GGH-Bericht zur Georadar-Prospektion steht hier (PDF, 4,8 MB) zum Download bereit. Eine Auswertung der Ergebnisse wurde in der Stadtbrille 11/2020 veröffentlicht. Nachdem Werner Schmidt seinen langjährigen Einsatz für die Denkmalpflege altershalber eingestellt hat, bitten wir Bauherren, Architekten und Baufirmen, neben der Unteren Denkmalschutzbehörde in Ludwigsburg auch den AGD Markgröningen über ihre Aktivitäten und Funde insbesondere im Bereich der Altstadt zu informieren. Behördenkontakt für Vorhaben und Funde |
Im 19. Jahrhundert geborgene Fundstücke aus dem römischen Gutshof beim Aichholzhof Alemannische Grabbeigaben, die 1936 aus dem aufgegrabenen Hasengässle geborgen wurden Keramikscherben, die 2005 bei einer Ausgrabung im Gewann Sträßle geborgen wurden, weisen auf eine keltische Siedlung hin |
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Angeschnittene Mauer (vW) Süd- und Westmauer des Klostergartens (vO) |
Aktuelle Fundstätte: Im Zuge der Ausschachtung von Gräben für die Entwässerung des Neubaus im westlichen Bereich des Klostergartens zwischen Finsterer Gasse und Badgasse wurden im Juli 2024 zwei Mauerzüge angeschnitten und Hinweise auf eine Auffüllung des Geländes gefunden. |
West-östlich verlaufende Mauer (vSW) Aushub aus dem Bereich der Mauern |
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Relikte eines Tiefbrunnens auf Höhe der Finsteren Gasse am 13.3.2023 |
Fundstätte: Zur Erneuerung der Kanalisation werden derzeit der Marktplatz und die Obere Kirchgasse aufgegraben. Dabei werden frühere Straßenniveaus sichtbar. Durch die Asphaltierung und die 1978 begonnene Pflasterung wurde das Platzniveau um über einen halben Meter erhöht (siehe Profil rechts). Der Marktbrunnen und die umliegenden Häuser „versanken” dadurch unter Platzniveau, was sich auf deren Treppenaufgänge, Kellerabgänge und Kellerfenster auswirkte. So hat das Rathaus seinen Sockel an der Nordostecke fast komplett eingebüßt. |
Aushubarbeiten auf dem Marktplatz am 20.2.2023 [Bild vergrößern] |
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Grabung am Umspannwerk |
Fundstätte: Das Umspannwerk soll um 15 Hektar in Richtung Pulverdingen bis an die Markungsgrenze erweitert werden. Etwa neun Hektar davon sind als Schutzfläche gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz ausgewiesen. Hier vermutete das Landesamt für Denkmalpflege einen römischen Gutshof und ältere eisenzeitliche Siedlungsrelikte. |
Sondageflächen von Süden |
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Fundstätte:
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Versunkener Sockel von Nordosten. Das erste Obergeschoss kragt an der Nordfassade nicht über das Erdgeschoss hinaus. War hier einst eine Außentreppe angebracht? |
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Ausgrabung auf dem Grundstück Finstere Gasse 15 2020 von Norden |
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Vorwerkrelikt zwischen 90 und 110 cm stark Kellergewölbe von Osten
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Fundstätte:
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Profil der Grüninger Stadtbefestigung nach Bauinspector Weiß 1869. Bild: Peter Fendrich, Quelle: StA Ludwigsburg _ |
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Aufschluss 1 mit 1,80 Meter breitem Stadtmauer-Relikt am Westrand der Baugrube von Osten Aufschluss 2 mit 1,80 Meter breitem Stadtmauer-Relikt am Ostrand der Baugrube (von Westen). Die tiefer als die Stadtmauer reichenden Steine am rechten Bildrand könnten von einem jüngeren Keller stammen Aufschluss 5: Versetzte Mauerreste an der Südostecke der Baugrube geben Rätsel auf |
Aufschlussreiche Stadtmauer-Relikte in der Helenenstraße In der Baugrube Helenenstraße 34 wurde die 1,80 Meter starke und etwa zwei Meter unter heutigen Grund reichende Mauer sowohl am West- (Aufschluss 1) als auch am Ostrand der Grube (Aufschluss 2) aufgeschlossen. An deren Nordostecke wurde außerdem ein kleines Stück der vorgelagerten Mauer des Vorwerks sichtbar (Aufschluss 3). Wegen des nördlich anschließenden Grabens liegen deren Steine tiefer als die der Stadtmauer und reichen bis unter das Niveau der Baugrube. Der Zwinger zwischen Stadtmauer und Vorwerk war etwa 5,40 Meter breit. Ein durchgehender Steinhorizont, dessen Oberkante rundum etwa 50 cm über dem Fuß der Stadtmauer verläuft, lässt den Schluss zu, dass der Zwinger vermutlich zur Bauzeit mit Feldsteinen gepflastert wurde (Aufschluss 4). Unmittelbar darunter finden sich Spuren periodischer Staunässe auf dem ungestörten „Letten”. Darüber sind drei Verfüllungshorizonte zu erkennen; der jüngste stammt wohl aus dem 20. Jahrhundert. Nordwestlich der Baugrube entsprang im Stadtgraben ein kleiner Wasserlauf, der entlang der Ost- und Südflanke der Stadt in den kleinen Feuersee am Unteren Tor floss. Auf das Wasservorkommen verweist auch die Brunnenpumpe unmittelbar östlich der Baugrube, die nach dem Abbruch der Stadtmauer im 19. Jahrhundert installiert wurde. Damals wurde auch das Haus Helenenstraße 34 errichtet. Die ursprünglich bis an die Stadtmauer reichende Scheuer wurde im Zuge des Abbruchs der Stadtmauer etwas verkürzt. Die neue Nordwand der Scheuer wurde stark 50 cm südlich der Stadtmauer aus Backsteinen errichtet. Die anderen Wände der Scheuer bestehen großteils aus behauenen Sandsteinen. Die Qualität einiger Elemente wie Gewände oder Stürze weist auf Zweitverwertung hin. Der Keller von Helenenstraße 34 hatte einen Durchgang zum Keller der Scheuer, der im Zuge der Bauarbeiten zubetoniert wurde. Dank eines Hinweises der Baufirma GKH konnten die aufschlussreichen Relikte rechtzeitig aufgenommen werden. Auch ein Vertreter der staatlichen Denkmalpflege war vor Ort, um die Befundsituation zu dokumentieren. Stadtmauer, Zwinger, Vorwerk mit Haspelturm und Stadtgraben um 1830 an der Nordostecke der Stadt. Hier sieht man auch, dass der Standort des Haspelturms auf dem benachbarten Schild zum Altstadtrundgang wie bei Merian 1643 falsch eingezeichnet ist. Er war nicht an der Stadtmauer, sondern als Halbschalenturm in das Vorwerk integriert.
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Baustelle Helenenstr. 34 von Nordosten mit Stadtmauerrelikt am Westrand der Baugrube und geschlossenem Kellerdurchgang Aufschluss 3: angeschnittene Mauer des Vorwerks von Süden, erhalten bis zur Höhe des Zwingerbodens Aufschluss 4: Feldsteinhorizont etwa 50 cm über dem Fuß der Stadtmauer und etwa 1,60 Meter unter heutigem Grund. Darüber sind drei Auffüllhorizonte zu erkennen (von Osten)
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