Der heilige Bartholomäus ist auch Schutzpatron  der Schäfer und Metzger. Auf dem Schlussstein in der ihm geweihten Kirche hat er ein Schermesser in der Hand
Bild: Werner Feil

Plakat 1907

Das erste bekannte Plakat stammt von 1925
Quelle: Nachlass Tomschik

Schäferlauf-Anhänger

Anhänger mit Inschrift Hoch lebe der ehrsame Schäferstand um ein tanzendes Schäferkönigspaar
Quelle: Hilde Fendrich

Literatur
Schad, Petra u. Gerhard Liebler: Markgröningen und sein Schäferlauf. Durch die Stadtbrille, Band 9, Markgröningen: AGD, 2007
Tomschik, Erich (Hg.): Der Markgröninger Schäferlauf. Markgröningen: AGD, 1971

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Geschichte Schäferlauf Markgröningen

Geschichte des Schäferlaufs
Vom Barthelmarkt über den Schäfermarkt zum Schäferlauf

Der Markgröninger Schäferlauf entwickelte sich aus dem früheren Barthelmarkt, stellte später das Zunffest der Schäfer in den Mittelpunkt und ist bis heute zentraler Bestandteil lokaler Identität.

Schon im Mittelalter fand in Grüningen alljährlich am 24. August, dem Bartholomäustag, ein großer Jahrmarkt verbunden mit dem Kirchweihfest der Bartholomäuskirche statt. Erst- und mehrmals schriftlich belegt wurde der herausragende Markt an St. Bartholomäus in den 1444 bis 1449 erstellten Rechnungen des Heilig-Geist-Ordens. Auf dem auch als Messe bezeichneten Markt deckten die Spitalbrüder ihren Bedarf an Stoffen oder „Karchsalbe”, kauften Seckel, Messer und Nesteln „nach gewonheit dez huß” und gönnten sich und dem Gesinde zur persönlichen Verwendung ein „Messgelt” genanntes Taschengeld.

1527 setzte der Buchdrucker Hans Grüninger seiner Heimatstadt Grüningen ein schriftliches Denkmal in Form eines Einschubs in der „Uslegung der Mercarthen“ von Lorenz Fries. Darin beschrieb er, dass zum Barthelmarkt ebenso viele Besucher nach Grüningen kämen wie zur Messe nach Frankfurt. Das mag übertrieben klingen, doch stand die Residenz- und Amtsstadt Grüningen damals in voller Blüte. Von 1448 bis 1545 hatte sie die einkommensstärkste Bürgerschaft und das größte Kauf- und Rathaus in Württemberg.

Die erste explizite Nennung eines Schäferlaufs und eines Schäfertanzes stammt aus dem Jahr 1593 von dem Chronisten Jakob Frischlin: „Die Stadt Gröningen hatt einen alten Brauch. Wann Bartholomai tag vorhanden, hatt die Stadt einen Jahrmarckt, daran kommen die Schäffer zusammen, hallten einen Dantz unndt lauffen umb einen Hammell oder Brachatt, Nestell, Zöpff oder Lebkuochen, … .” 1599 schilderte er das Festtreiben: „ … die Schäffer zu lauffen anfangen, ziehen sie sich bis auffs Hemmet aus, es würdt offt ein große Lachen draus …, durch Stupflen Feld mit blosem Fueß, ein ieder Schäffer lauffen mueß.“
Die heutigen Hauptmerkmale des heute Schäferlauf genannten Barthelmarkts waren also damals schon ein alter Brauch – die Schäfer tanzten und liefen barfuss übers Stoppelfeld um die Wette. Vermutlich wurde der Barthelmarkt im 14. Jahrhundert, als die Schäferei in Württemberg an Bedeutung für die Grafschaft gewann, mit einem überregionalen Schäfertreffen zusammengelegt. Bartholomäus galt auch als Schutzpatron der Hirten und Schäfer, und da der Schaftrieb über die im August abgeernteten Felder möglich wurde, bot sich ein jährliches Treffen der mit ihren Herden ins Unterland wandernden Schäfer zu diesem Zeitpunkt auch an.

Zunftordnung
Weitgehend in seiner heutigen Form findet das vermutlich ab der Reformation und bis ins 19. Jahrhundert „Schäfermarkt” genannte Fest seit 1651 statt, als der württembergische Herzog Eberhard III. die Schäferei in den Rang einer Zunft erhob. Er erließ die Schäferzunftordnung, die auch Aufgaben und Ablauf des Treffens sowie das Fest selbst regelte. Die Schäfer erhielten als Zeichen der amtlichen Einwilligung die Zunftinsignien. Die Stadt verwahrte diese übers Jahr und übergab sie an „Barthelmai” der Zunft. In die Zunftlade wurden Mitgliedsbeiträge einbezahlt, auch um die soziale Versorgung von Witwen und Waisen zu gewährleisten. Außerdem wurden in die Lade Strafgebühren abgeführt. Das Strafmaß und andere rechtliche Bestimmungen wurden während des Treffens von der Schäferzunft beraten und beschlossen. Am Bartholomäustag wurden Berufsangelegenheiten geregelt, Lehrlinge angenommen und losgesprochen. Es herrschte Anwesenheitspflicht für alle in der Zunftrolle eingetragenen Schäfer. Da einige aber zunehmend Probleme hatten, sich aus weiter weg gelegenen Landesteilen hier einzufinden, wurde die Gröninger Lade von Herzog Eberhard Ludwig 1723 in Viertelladen geteilt. Die Hauptlade verblieb in Gröningen, die drei andern kamen nach Heidenheim, Urach und Wildberg. Eine zeitgenössische Schilderung des Gröninger Festes findet sich im 1791 von Philipp Röder herausgegebenen Geographischen Lexikon von Schwaben (PDF, S. 619–625). Nach der Abschaffung der Zünfte 1828 hielten Stadt und Schäfer an der Tradition fest und fügten 1937 das Leistungshüten hinzu.

Eine Anzeige im Schwäbischen Merkur vom 10. August 1854 schildert den Charakter des Festes nach Einführung des Landwirtschaftlichen Hauptfestes zu Cannstatt: „Einladung zum Besuch des Schäferlaufes und des Landwirtschaftlichen Gemeindefestes. Der Wettlauf der ledigen Schäfer und Schäferinnen, die Austheilung der Prämien für treue Dienstboten, die Vertheilung von Preisen an die Besitzer vorzüglichen Viehs unter Vorführung des letzteren findet am Bartholomäustage hier, Donnerstag, den 24.d.M. statt, wozu Verehrer ländlicher Vergnügungen und Freunde der Landwirtschaft hiermit freundlichst eingeladen sind. Die Besitzer der hiesigen Gasthäuser sorgen für gute Speisen und Getränke, ebenso für Gelegenheit beim Tanzen. Letzteres Vergnügen finden Honoratioren nach alter Sitte auf dem Rathause, woselbst sie auch eine anständige Restauration antreffen. Der Gemeinderat, dessen Vorstand Bickart.”

In jüngster Zeit nimmt die Zahl der teilnehmenden Schäfer ab, weil immer mehr ihren Beruf bzw. ihre Familientradition wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit und fehlender politischer Unterstützung aufgeben müssen. Um das Überleben des Markgröninger Stadtschäfers zu sichern, hat die Stadt einen Schafhaltungsfonds eingerichtet, in den auch die Volksfestbesucher durch den Kauf einer Festplakette einen Obulus entrichten.

Legenden
Die ins Festspiel zum treuen Barthel aufgenommene Legende legt die Stiftung des Schäferlaufs weit vor die herzogliche Regulierung von 1651 – in die Zeit der Grüninger Grafen, also spätestens ins 13. Jahrhundert. Nach längerer Abwesenheit des Grafen von Grüningen bezichtigte dessen korrupter Vogt den Schäfer Barthel der Untreue. Weil der Graf sich das nicht vorstellen konnte, wollte er Barthel inkognito zum Schwarzhandel mit Schafen animieren. Barthel wies solche Untreue aber so vehement von sich, dass ihm der Graf zum Dank ein Fest an seinem Namenstag stiftete.
Eine andere Legende erzählt, dass ein Schäfer namens Barthel den Grafen Eberhard von Württemberg, der auf dem Asperg belagert wurde, mit seinen Kenntnissen von einem Geheimgang in Richtung Grüningen aus der Klemme geholfen habe und dafür mit dem Fest ihm zu Ehren belohnt worden sei.

Schäferlauf von UNESCO als Kulturerbe anerkannt
Im Rahmen der Kultusministerkonferenz gab die Deutsche UNESCO-Kommission jüngst in Berlin bekannt, dass der Schäferlauf 2019 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird. Sobald sie die Ernennungsurkunde in Händen halten, wollen die Bürgermeister der drei verbliebenen Schäferlaufstädte Markgröningen, Bad Urach und Wildberg diese Auszeichnung feiern.

 

Geschichte Schäferlauf Markgröningen 

Königspaar von 2013 im Festzug
Bild: Peter Fendrich 2014

Wettlauf der Schäfersöhne

Wettlauf der Schäfersöhne 1991
Bild: Helmut Hermann

Schäfertanz

Schäfertanz 2012 auf dem Stoppelfeld
Bild: Kurt Hahn-Feil

Bis heute wird die Zunftlade im Rathaus verwahrt und im Festzug mitgeführt
Bild: Roswitha Feil

Die Schäferfahne zeigt eine Schäferszene und in den Ecken die Wappen Württembergs und der Stadt
Bild: Roswitha Feil

Schäferin beim Leistungshüten

Schäferin beim Leistungshüten mit fremder Herde
Bild: Roswitha Feil

 

Geschichte Schäferlauf Markgröningen