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A

Zehntscheuer Südfassade

Südfassade der Zehntscheuer
Bild: Peter Fendrich

HGS Fruchtkasten

Spitalfruchtkasten in der Betzgasse mit nachträglich angebautem Treppenhaus
Bild: Peter Fendrich

Link: Landesfruchtkasten in der Datenbank Bauforschung-Restaurierung des Landesamts für Denkmalpflege

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Kästen und Keltern

Fruchtkästen und Keltern

In Markgröningen blieben einige herrschaftliche oder geistliche Keltern und Kästen erhalten:die Obere Kelter, die Untere Kelter, der Landesfruchtkasten, die Zehntscheuer, der Heiligen- bzw. Kameralamtskasten, der Spitalfruchtkasten und bis 2015 die kleinere Heiligenscheuer.

Die Oberamtsbeschreibung von 1859 nennt vier Fruchtkästen, „welche früher bestanden”, mit folgender Bestimmung: „1) der bei der Kelter gelegene, welcher dem Staat gehört, wird gegenwärtig zu Magazinen für das Arbeitshaus und als Gefängniß benützt. 2) Hinter dem letzteren Gebäude steht ein ehemaliger Fruchtkasten, welcher dem Staat gehörte, im Jahr 1852 theils in Privathänden, theils an die Gemeinde überging, die in dem untern Stockwerke eine Kelter mit 2 Bäumen, eine Obstmühle und eine Klein’sche Presse errichten ließ. 3) Der zum Spital gehörige Kasten ist verpachtet. 4) Ein weiterer Kasten gehört zu dem vormaligen Cameralamtsgebäude.” Zur Oberen Kelter: „Eine sehr geräumige Kelter mit 4 Bäumen steht südlich von dem Arbeitshaus [Schloss].”

Nach Ludwig Heyd gab es schon vor 1401 einen Fruchtkasten. Von 1424 stammt die erste Erwähnung einer Kelter in der „Erneuerung der Zins und Gült zu dem Ampt Grüningen”: „Henßlin Klettlin zinst 1 lb [1 Pfund Heller = 20 Schilling] uß syn hus gelegen an der kelter an conrat diemlin …” Vermutlich lagen beide Gebäude auch damals schon am „Kelterplatz”. In der „Erneuerung über Gröningen” von 1523 heißt es dazu: „Unser gnädigst Herrschaft hatt zu Gröningen ain Schloß In der Statt unnd umbmurett [ummauert] unnd am selben Schloß ligen ain Kornhuß darunter ain Keller. Wo ain Zehend schüren [Zehntscheuer] daran ain Spycher [Speicher] darunder ain Keller, ayn Marstall [Pferdestall] … am Spicher. In ainem Hoff zwu [zwei] Keltern unnd ain Bindthus [Küferei] an ainander, unnd haben baid Keltern VII bom [7 Bäume] unnd gibt unssere gnedigst Herschafft nach notturft alles Gephyr [alle Gebühren, d.h. alle sonstigen Kosten] darzu.”

1553 wurden die vier Bauwerke im Verzeichnis der landesherrlichen Gebäude erneut aufgeführt, sowie 1758 in einer Tabelle „über die im Land sich befindlichen herrschaftl[ichen] Gebäu und Güther, exclusive der fürstl[ichen] Schlösser”:
„Eine von Stein aufgebaute Zehendscheuer.
Ein Fruchtcasten [Landesfruchtkasten] darunter das Bandhaus und der herrschaftl[iche] Keller befindlich.
Ein von Stein gebauter Frucht Kasten worunter die Kelter und der Kellereykeller [Untere Kelter in Staatsbesitz].
Eine herrschaftl[iche] Kelter [Obere Kelter].”

Demnach war die 1559 errichtete Untere Kelter einst ein Fruchtkasten mit Kelter und Keller in Staatsbesitz und der 1469 errichtete „Landesfruchtkasten” ursprünglich ein herrschaftlicher Kasten mit Bindhaus und Keller des Hauses Württemberg, dem auch die 1491 errichtete Obere Kelter gehörte. 1828 erwarb die Stadt das Erdgeschoss und den Keller der Unteren Kelter samt dem Recht, den Kelterwein einzuziehen. Das Obergeschoss und der Dachboden verblieben bis 1924 in Landesbesitz. Bis in die 1960er Jahre waren hier Gewerbebetriebe untergebracht: nach einer Kartonagenfabrik eine Mantelfabrik. Danach wurden ein „Bürgersaal” für Veranstaltungen und Büroräume für die Bauverwaltung und das Notariat eingerichtet. Das Erdgeschoss nutzen bis heute der Obst-, Wein- und Gartenbau-Verein und die Winzergenossenschaft.

Eine Datierung der im 16. Jahrhundert erstmals erwähnten Zehntscheuer ist unmöglich, weil sie im 18. Jahrhundert grundlegend renoviert wurde. Bis in die 1960er Jahre war sie an vier Landwirte umliegender Höfe verpachtet, die je ein Viertel als Scheuer und Gerätehaus nutzten. Auf Initiative des Arbeitskreises Museum wurde das Obergeschoss renoviert und bis zur Fertigstellung des Wimpelinhofes als städtisches Museum genutzt. Danach hat die Stadt die Zehntscheuer privatisiert. Der neue Eigentümer hat größere Umbauten vorgenommen und das Dach mit Gauben versehen. Den Landesfruchtkasten hat das Land privatisiert. Darauf wurden Wohnungen mit Dachbalkonen im westlichen Anbau eingebaut.

Der von Spitalmeister Johannes Betz im 16. Jahrhundert erbaute Fruchtkasten in der Betzgasse diente bis 1852 als Schule und ist noch in städtischem Besitz.

Die Heiligenscheuer zwischen Kloster- und Gerbergässle brannte 1866 ab, wurde danach wieder aufgebaut und 2015 bis auf den Sockel abgerissen, um ein Wohngebäude darauf  zu erstellen.

In Unterriexingen wurde die Kelter beim Schloss abgerissen. Die jüngere Kelter wurde 2014 renoviert und dient seither kulturellen Veranstaltungen.

Literatur: Lothar Buck: Obere und Untere Kelter – Zehntscheuer – Landesfruchtkasten: vier herrschaftliche Wirtschaftsgebäude im Dienst des Weinbaus und Zehnten. Durch die Stadtbrille, Band 8/2004, S. 127-171 (PDF)

Zehntscheuer (links) und Landesfruchtkasten mit Bindhaus im EG und herrschaftlichem Keller
Bild: Peter Fendrich

Untere Kelter, früher ein staatlicher Fruchtkasten mit einer achtbäumigen Kelter und großem Keller
Bild: Peter Fendrich

Obere Kelter, früher herrschaftlich, auch Fruchtkasten und Brennholzlager fürs Schloss
Bild: Peter Fendrich

Kameralamtskasten

Kameralamtskasten vom Pfarrgässle
Bild: Peter Fendrich

Heiligenscheuer

Ehemalige Heiligenscheuer zwischen Kloster- und Gerbergässle
Bild: Peter Fendrich