Oberer Torturm und Schloss mit Palas und Nordtor auf der Forstkarte von 1682 (vergrößern) Relikt einer Gebäudeecke der Burg im Untergrund, 1990 östlich vom Süddflügel entdeckt Attempto! Der Wahlspruch Graf Eberhards V. fand sich auch in der Grüninger Burg Wappen von Graf Eberhard im Bart und Tafel zur Reichsburg am ehemaligen Südflügel-Eingang der Oberamtei
Kielbogenfenster an der Südseite des Oberen Tors – vermutlich von der teils abgerissenen Burg Schloss-Ensemble als Composit der Pläne von Weiß (Vergrößern) Schloss Markgröningen
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Reichsburg und Residenzschloss Im Hochmittelalter diente die Reichsburg in Grüningen einigen Königen als Pfalz, vielmehr aber als Residenz von Grafen mit dem Reichssturmfahnlehen oder den Landvögten von Niederschwaben. Wann der Vorgängerbau des heutigen Helene-Lange-Gymnasiums erbaut wurde, ist allerdings unklar. Ohne archäologische Untersuchung bleibt offen, ob an diesem Standort bereits zur Zeit des 1121 verstorbenen Grafen Werner IV. von Grüningen eine Burg bestand und ob der 1139 von König Konrad III. in Grüningen abgehaltene Hoftag hier oder möglicherweise auf dem Areal des im 13. Jahrhundert gegründeten Heilig-Geist-Spitals stattfand. Dessen massive Westwand und ein nachgewiesener Burggraben unter der Betzgasse deuten jedenfalls auf eine Burg hin, die im Zuge der vermutlich im 13. Jahrhundert erfolgten Stadterweiterung an die Nordwestecke der Stadt verlegt worden sein könnte. Möglicherweise war Graf Konrad III. von Württemberg, der sich 1227 in „Konrad von Grüningen” umbenannte und Kaiser Friedrich II. 1228 auf dessen Kreuzzug ins Heilige Land begleitete, also der erste Burggraf am neuen Standort. Nachdem die Grafen von Grüningen und Württemberg 1246 von den Staufern abgefallen waren und erstere das Grüninger Reichslehen fortan als Eigenbesitz beanspruchten, stand die Burg bis zur 1280 erfolgten Gefangennahme Graf Hartmanns III. von Grüningen durch die Truppen König Rudolfs von Habsburg nicht mehr als Königspfalz zur Verfügung. Danach diente sie als Sitz des niederschwäbischen Reichslandvogts Albrecht II. von Hohenberg, der als Rudolfs Heerführer vermutlich auch die Reichssturmfahne führte. 1284 nutzte er Burg und Stadtkirche zur Ausrichtung der „Grüninger Fürstenhochzeit“, bei der auch sein Schwager König Rudolf von Habsburg zugegen war. Da Burg und Stadt nun wieder reichsunmittelbar waren, hielten nach Rudolf auch die Könige Adolf von Nassau (1292–1298), Albrecht I. von Habsburg (1298–1308) und Friedrich der Schöne von Habsburg (1314–1330) in der Reichsburg Hof, bis König Ludwig IV. sie 1322 nach der Schlacht bei Mühldorf mit Stadt und Reichssturmfahne an Konrad II. von Schlüsselberg verlehnte. Der Schlüsselberger veräußerte auf Wunsch des Königs 1336 das Fahnlehen mit Burg und Stadt an den Grafen Ulrich III. von Württemberg. Um den Württemberger als Bündnispartner und Heerführer zu gewinnen, übereignete ihm „Ludwig der Bayer” dann die Burggrafschaft Grüningen mit allem, was dazu gehörte, als Erblehen: neben Burg und Reichssturmfahne die Stadt Grüningen und nicht namentlich genannte umliegende Siedlungen, das Kirchenpatronat sowie die ortsansässigen Vasallen und die Bevölkerung. Eine 1350 von Graf Eberhard II. von Württemberg ausgestellte Urkunde belegt, dass die als „castro nostro“ bezeichnete Reichsburg eine eigene Kapelle mit einem Frühmesser am „Johannis-Altar“ hatte. Zeitweise besetzten die Württemberger Grafen die Burg mit einem adligen Obervogt wie dem Ritter und „Burgherrn” Conrad Sefler. Er beurkundete1396 die Urfehde-Verschreibung (PDF) der Grüninger Bürger, wurde 1410 von Hans von Schlettstatt abgelöst und 1419 in der Bartholomäuskirche bestattet. Von der Burg zum Residenzschloss König Maximilian I. beurkundete, „daß Wir Unseren und des Reichs Sturmvanen empfohlen haben dem hochgeporenen Eberharten, Hertzogen zu Wirtemberg und zu Teck, […] und allen seinen Lehenserben zu rechtem Lehen verliehen und leihen ihm auch mit diesem Unserem Briefe Gruningen Statt und Burg mit Leuten und Guten […], weil das zu Unserem des Reichs Sturmvanen Lehen ist und auch darzu gehöret; mit der Bescheidenheit, daß der vorgenannt Hertzog und seine Lehenserben Uns und Unseren Nachkomen am Reiche, Kunegen und Keysern, ewiglich die Dienst thun sullen getrewlich, die man davon zu recht und billig thun soll. Sy sullent auch und haben Geheiß, daß sy den Sturmvanen besorgen und bewahren […], als auch der genannt Hertzog Eberhart und seine Voreltern von Unsern Vorfaren am Reiche solchen Empfehle und Lehen gehabt und hergebracht haben.“ Nachdem Herzog Ulrich 1519 das Land fluchtartig verlassen hatte, fiel die Burg über den Schwäbischen Bund wieder ans Reich, kam bis 1534 in österreichische Hand und wurde auch danach noch in Beschlag genommen: Zuletzt logierten in der Grüninger Burg Herzog Alba, der von hier die kaiserlichen Besatzungstruppen in Württemberg dirigierte, und 1552 Kaiser Karl V. zu Verhandlungen mit Herzog Christoph. Nach der kostspieligen Einigung mit dem Kaiser und dem Abzug der Besatzungstruppen ließ Herzog Christoph die Burg zwischen 1552 und 1556 für stattliche 7097 Gulden zum Schloss umbauen. Dabei wurden der stadtseitige Burggraben verfüllt, der inmitten des Burghofs vermutete runde Bergfried geschleift und unter anderem der teilweise erhaltene Südflügel renaissance-typisch im rechten Winkel zum Palas errichtet. Als Ersatz für den Bergfried und die nun wegfallende Durchfahrtsmöglichkeit durch die beiden Burgtore mussten die Grüninger Bürger 1555 außerhalb des Schlosses das Obere Tor mit Hochwacht, Pulverkammer, Zugbrücke und Vortor erstellen. Die Wege zum äußeren Burgtor wurden um den neu angelegten Schlossgarten vor dem Graben zum Oberen Tor verschwenkt. Etliche fein bearbeitete Steine der Burg und ein solitäres Zierfenster scheinen beim Bau dieses neuen Tors und der Unteren Kelter wiederverwendet worden zu sein. Teilabriss und Umnutzung des Schlosses Großes archäologisches Potenzial – leicht zugänglich Wünschenswert und diesem prominenten Bereich angemessen wären jedoch umfangreiche archäologische Untersuchungen. Damit könnte man das Alter der Burg datieren und wertvolle Erkenntnisse zur Stadtentwicklung Grüningens im Hochmittelalter erschließen. Außerdem ließe sich durch den zu erwartenden „Beifang” bestimmt so manches verschüttete Geheimnis lüften. Für die Markgröninger Geschichtsforschung verspricht das archäologische Potenzial des Schlossareals einen großen Sprung nach vorne! Im Zuge einer Georadar-Prospektion konnte der AGD das 2018 bestätigen und unter anderem einen runden Bergfried am heutigen Standort der Linde belegen. Siehe Bericht in Stadtbrille 11/2020. Literatur
Schloss Markgröningen
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Lehrerinnen-Seminar mit dem ab 1908 auf Zwinger und Stadtgraben erstellten Nordflügel, kurz bevor 1932 auf dem Rasen im Vordergrund die Turnhalle gebaut wurde |