Oberes Tor um 1682 Oberes Tor vor 1889 Das Flickwerk mit Backsteinen um dieses Fenster weist auf einen Umbau hin. Vielleicht war hier zuvor eine Schießscharte Das Kielbogenfenster der Pulverkammer ist das einzige Schmuckelement – wohl eine Spolie von der Burg Tür zur Pulverkammer Besichtigung LIteratur Oberes Tor Markgröningen Diese Seite ist noch im Entstehungsprozess. Wir freuen uns, wenn Sie zu diesem Portrait etwas beitragen möchten. Kontakt: redaktion@agd-markgroeningen.de |
Das Obere Tor Der ursprünglich frei stehende Torturm diente zugleich als Hochwacht- und Pulverturm. Er wurde um 1555 auf dem Zwinger zwischen Stadtmauer und Vorwerk erbaut. Sein nahezu quadratischer Grundriss hat eine Seitenlänge von etwa 8,5 Metern. Auf der Stadtseite hat der Schalenturm aus Bruch- und Quadersteinen mit Eckquaderung einen dünnwandigen Fachwerkeinsatz, dessen Alter aufgrund einer im Türsturz eingeritzten Jahreszahl auf 1561 datiert wurde. Weder die Feldseite, noch die beiden Zwingerseiten weisen Schießscharten auf. Ein Fallgatter hielten die Bauherren für verzichtbar. Etwas anachronistisch wirkt daher das von Carl Urban Keller um 1800 gezeichnete und nicht mehr erhaltene Vortor für eine Zugbrücke, die auf einer gemauerten Brücke auflag. Ob das Obere wie die anderen Stadttore zudem ein Vortor am Wall vor dem etwa 18 Meter breiten Stadtgraben hatte, ist nicht gesichert. Wie an den anderen Toren wurde hier in späterer Zeit ein Zöllnerhäuschen erstellt, das um 1830 noch bestand. Die tonnengewölbte Durchfahrt des Oberen Tors hat nach außen und innen Rundbögen, die jeweils mit zwei Torflügeln versehen waren. Deren steinerne Angeln sind noch sichtbar. Die Durchfahrt hat zudem nach Norden und Süden je ein Tor zum Zwinger. Die Breite dieser Seitentore legt nahe, dass sie für die optionale Bestückung des Zwingers mit Feldgeschützen angelegt wurden. Im 19. Jahrhundert hat man den Zwinger zwischen Turm und Schloss überbaut und die Außentreppe angepasst. Im ersten Obergeschoss befindet sich eine tonnengewölbte Pulverkammer mit meterstarken Wänden aus großteils behauenen Quadern. Sie hat einen niedrigen Zugang, der innen und außen jeweils mit einer massiven Türe gesichert war. Die äußere existiert noch, versehen mit drei Riegeln. Das Foyer davor ist im Vergleich zu den folgenden Geschossen überhöht, um lange Hakenbüchsen und Hellebarden darin aufstellen zu können. Der sechsgeschossige Baukörper weist an der Feld- und an den Zwingerseiten eine außergewöhnlich nüchterne Gestaltung ohne Gesimse auf. Das einzige Schmuckelement ist das Kielbogenfenster in der Südwand der Pulverkammer – vermutlich eine Spolie von der zuvor teils abgetragenen und zum Residenzschloss umgebauten Reichsburg. Besonders aufwendig behauene Quader könnten ebenfalls von der Burg stammen. Zahlreiche Steinmetzzeichen auf diesen Quadern wurden von einem Sachverständigen zwar als bauzeitlich erachtet, könnten jedoch auch im Zuge der Zweitverwertung angebracht worden sein. Auf der mit einer Balustrade umgebenen Plattform steht ein verjüngter Fachwerk-Aufbau, in dem der Hochwächter wohnte. Das abschließende nochmals verjüngte Uhrtürmchen mit polygonaler Bedachung zieren eine Glocke und darüber ein vergoldeter Reichsadler auf einer Höhe von etwa 31 Metern. Das Obere Tor wurde 1555 von der Bürgerschaft als Ersatz für die verlorene Durchfahrt durch die Burg und ihren mutmaßlich geschleiften Bergfried neben dem großteils neu erstellten Residenzschloss Herzog Christophs erbaut. Zuvor hatte man den hier auf die Stadtmauer stoßenden inneren Burggraben verfüllt. Inwiefern auch das Obere Tor nach dem Dreißigjährigen Krieg repariert werden musste, ist nicht überliefert. Wenn ja, könnten dabei eventuell vorhandene Schießscharten durch Fenster ersetzt worden sein. Weil der als Gefängnis dienende Haspelturm an der Nordostecke der Stadtmauer schadhaft war, wurden 1750 im zweiten Obergeschoss des Oberen Tors zwei Gefängniszellen eingebaut. Daran erinnern vergitterte Fenster und die Verstärkung der Stadtseite durch eine Bohlenwand. Die vom Vogt geforderten Arrestzellen gingen, wie das Lagerbuch extra vermerkt, auf herrschaftliche Rechnung, ebenso jede künftige Reparatur daran. Bis ins 19. Jahrhundert blieben die Tore nachts und während der Gottesdienste geschlossen. Im Zuge der Stadterweiterung wurde zuerst das Ostertor, dann das Esslinger Tor und schließlich das jüngere Untere Tor abgerissen. 1889 wollte die Stadt auch das Obere Tor auf Abbruch verkaufen. Der um Denkmalschutz bemühte Finanzrat und Landeskonservator Eduard Paulus mochte das allerdings nicht hinnehmen und bewegte die Stadtväter auch mittels Zuschüssen, den Turm zu sanieren. Aus dieser Zeit stammt die heutige Gestalt des Turmaufbaus. Außerdem wurde die stadtseitige Fassade des vierten und fünften Obergeschosses umgestaltet. Dabei mussten die großen Fenster im 5. Obergeschoss einem historisierenden Spitzbogen weichen. Das zuvor verputzte Fachwerk wurde an den steinernen Bogen angepasst und freigelegt. Im Zweiten Weltkrieg diente die Pulverkammer als bombensicherer Verwahrort für Archivalien. Von 1945 bis 1999 wurde der Turm zu Wohnzwecken genutzt. 1969 und 1987/88 fanden Außensanierungen statt. Derzeit wurde auch der seitliche Durchgang für Fußgänger durchgebrochen. Von 2000 bis 2007 hat der Bürgerverein Markgröningen den Torturm vor allem innen generalüberholt, der Öffentlichkeit zugänglich und für kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen nutzbar gemacht. Dabei wurde auch der Zugang zum Wehrgang im Wimpelinhaus wieder geöffnet, in dem sich das städtische Museum befindet. Im Rahmen eines Museumsbesuchs kann man auch den Turm besteigen. Von dessen stark 20 Meter hoch gelegenen Plattform hat man einen schönen Rundblick über die Stadt und das Strohgäu – umrahmt von den Keuperwaldbergen und dem Stromberg. Der einzige erhaltene Torturm der einst vier Stadttore umfassenden Stadtbefestigung hat laut Landesamt für Denkmalpflege „hohen dokumentarischen Wert für die Entwicklung der Stadtbefestigung im Mittelalter und der frühen Neuzeit sowie gleichzeitig als zweiter Hochwachtturm neben dem der Kirche. Er ist eine entscheidende vertikale Dominante im Stadtbild” und steht gemäß § 28 unter Denkmalschutz. Oberes Tor um 1800 von Südwesten – mit Vortor für eine Zugbrücke. Links das später im Stadtgraben erstellte Zöllnerhaus, rechts die Zwingermauer und das 1599 erstellte Wimpelinhaus auf der Stadtmauer. Das 1682 bereits auf der Forstkarte verzeichnete Uhrtürmchen fehlt auf Kellers Skizze. Oberes Tor Markgröningen Erlebbare Stadtbefestigung am Oberen Tor Als Ersatz für das abgebrannte Haus für Obdachlose im Gerbergässle ließ die Stadtverwaltung Wohncontainer im Bereich des Stadtgrabens vor dem Wimpelinhof aufstellen. Diese Fläche steht unter dem Schutz der vom Gemeinderat beschlossenen Altstadtsatzung (siehe Karte) und kann daher nur übergangsweise bebaut werden. |
Stadtseite des Oberen Tors mit Treppenaufgang. Der seitliche Durchgang wurde um 1990 angelegt Schmucklose Feldseite des Oberen Tors mit Eckquaderung und Rundbogen (2014) Retuschierter Grundriss der Toranlage Pulverkammer über der Durchfahrt (von Süden). Ihre massiven Wände zur Feldseite und zum Foyer sind 1,9 und 1,1 Meter stark Blick aus der Pulverkammer. Von der Innentür sind Angeln und Riegelhalter erhalten Baumaßnahmen für Wohncontainer im Bereich des Stadtgrabens vor dem Museum im Wimpelinhof
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